Ich bin ein großer Fan von alten, manuellen Objektiven. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen ist die Verarbeitungsqualität & damit die Haptik meist wesentlich (!) besser als bei aktuellen Linsen. Und da ein Fotograf diese Teile teils über Stunden in der Hand hält und sie mit sich herum trägt, spielt das für mich eine wesentliche Rolle. Zum anderen bekommt man teils traumhaft gute Teile für einen Bruchteil dessen, was man heute auf den Tisch legen muss. Es gibt allerdings auch einige weniger erfreuliche Aspekte, z.B. handelt es sich hierbei in der Regel um Objektive ohne Autofokus. Insbesondere bei Kameras ohne Liveview, mit Crop-Faktor (kleineres Sucherbild) oder ohne AF-Confirmation kann’s schon reichlich anstrengend sein. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Linsen über eine entsprechende antireflektive Beschichtung verfügen, denn Digitalsensoren bzw. das Schutzglas vor AA-Filtern reflektieren das durch die Linse einfallende Licht wesentlich stärker als Filmmaterial. So wird ein Teil des Lichtes wieder auf die Hinterlinse geworfen usw., was sich dann in weniger schönen Reflektionsflecken oder einer gewissen „Milchigkeit“ im Bildeindruck äußern kann.
Empfehlenswerte Objektive:
Da ich primär mit Pentax fotografiere, liegen bei mir auch vor allen Dingen Pentaxlinsen herum. Tollerweise kann man an Pentaxkameras nämlich auch sehr gut „Altglas“ verwenden, da das K-Bajonett schon seit den 70er Jahren besteht. Bei Nikon geht das ebenfalls recht gut, bei Canon nicht so gut, weil die zwischenzeitlich ihr Bajonett verändert haben.
Aber: Auch hier gibt’s Adapter, z.B. um M42-Linsen anzuschließen. Und hier wird’s auch wieder spannend: M42 ist M42 – also systemübergreifend. Mit einem entsprechenden Adapter, die es meist unter 20,- EUR gibt, kann ich auch z.B. an Canon-Kameras alte SMC Takumare verwenden usw. M42-Objektiven gibt es unendlich viele sehr günstig auf dem Gebrauchtmarkt. Die meisten sind natürlich auch Scherben, aber hin und wieder sind Schätzchen dabei. Da mir das ständige Wechseln des Adapters zu lästig ist und sich der Erwerb eines Adapters für jede einzelne Linse für mich nicht rechnet, bevorzuge ich die Verwendung alter Objektive mit Bajonett. Das ist einfach bequemer und komfortabler zu handhaben. Meine Lieblingslinse ist hier ganz klar das SMC 50mm f1.4, das einen einzigartigen, ganz wunderbaren Bildeindruck erzeugt. Ein Traumteil, bekommt man in gutem gebrauchten Zustand für unter 100,- Euro. Noch günstiger: Das Ganze als f1.7er Version. Knackscharf, Superhaptik, sehr kompakt. Das gibt’s schon unter 50,- Euro. Was ich auch gerne verwende, ist ein recht seltenes Pentax 24mm f2.8, sehr nettes Teil.
Meine Lieblings-M42-Linse ist ein Pentacon 135er f2.8. Eine massive DDR-Linse, die ebenfalls sehr günstig zu bekommen ist. Achtet aber auf den Zustand der Blendenlamellen, die leider häufiger zu verkleben scheinen. Einen Klassiker habe ich noch am Start: Ein SMC Takumar f2 55mm mit A/M-Umschalter, was gerade an neueren DSLRs praktisch ist. Die Abbildungsleistung ist toll, die Haptik auch. Lediglich das Hantieren mit dem M42/K-Adapter ist mir meist zu aufwändig, da greife ich meist auf die o.g. „Normalbrennweiten“ zurück. „Exotischer“ ist da schon mein Pentacon Auto f2.8 29mm, das angeblich aus einer alten Überwachungskamera stammt… Nun ja, auf jeden Fall ist es „scharf“!
Wer auf ultimativen Komfort Wert liegt, sollte besser bei modernen Autofokus-Objektiven bleiben. Wer über ein wenig Experimentierfreudigkeit verfügt und nicht gaaanz so schnell bewegte Objekte ablichten will, dem kann ich nur empfehlen, einmal ein wenig mit günstigen Teilen vom Flohmarkt oder aus der Bucht zu hantieren. Ein bisschen Geduld mitbringen, jede Linse hat ihre ganz eigenen Eigenschaften. Und auf Anhieb gelingen nicht direkt die tollsten Bilder. Aber: Es lohnt sich!